Sonntag, 16. August 2015

Analyse: BBC's Sherlock

Analyse: BBC's Sherlock

Ich bin ein großer Fan von der Serie "Sherlock". Steven Moffat und Mark Gatiss haben es geschafft, die Geschichte des berühmten "Consulting Detective" erfolgreich auf die heutige Zeit zu übertragen. Es ist eine Serie, die ich jedem Empfehlen kann. Es gibt 3 Staffeln mit je 3 Folgen, eine Folge dauert 90 Minuten. Es lohnt sich auf jeden Fall!

Mit einer Freundin hatte ich den Deal, dass ich ihr Lieblingsbuch lese, dafür schaut sie BBC's Sherlock. Wir schreiben nun schon eine ganze Weile, Theorien und Analysen. Und nun habe ich beschlossen, auch hier darüber zu schreiben.

Achtung, Spoiler für alle 3 Staffeln von Sherlock!
Es sind nur Theorien und Spekulationen!






1) Der Dritte Holmes Bruder


Wer Sein letzter Schwur gesehen hat, wird mit gleich zwei Fragen konfrontiert. Nicht nur Moriarty's Did you Miss me? (dazu später mehr), sondern auch Mycroft's Anspielung auf den "anderen". 

Als eine Besprechung wegen Sherlock stattfindet - da er jemanden tötete - und Mycroft sich doch für seinen Bruder einsetzt, wird er gefragt, ob dies sei, wegen der brüderlichen Beziehung. Mycroft erwidert nur, dass es nichts mit solchen Gefühlen zutun hat "Sie wissen, was mit dem anderen passiert ist" (freie Übersetzung).

Somit stellt sich die Frage: Gibt es noch einen dritten Holmes Bruder?

Ich selbst bin der Meinung, es gibt einen. Ansonsten gäbe es keine andere Interpretation für diesen Satz. Doch wenn man die Frage mit einem "Ja" beantwortet, gibt es noch immer genug Fragen.

Aus Mycrofts Bemerkung lässt sich schließen, dass Mycroft etwas mit dem Schicksal des dritten Bruders zutun hat, oder zumindest nicht helfen wollte. Ob er getötet wurde? Wie Sherlock verbannt?


Mycroft hat allerdings schon gezeigt, dass er sich um seinen kleinen Bruder kümmert - bietet John Geld an, wenn sich dieser um Sherlock kümmert, kommt vorbei, als er von seinem Rückfall zum Drogenkonsum erfährt und nicht zu vergessen, als er sagt, dass der Verlust von Sherlock ihm das Herz zerbrechen würde. Der Verlust seines zweiten, letzten Bruders.
Sherlock war quasi die zweite Chance für Mycroft "alles richtig" zu machen - zumindest seinen Bruder vor einem harten Schicksal zu bewahren.
All lifes end, all hearts are broken. Caring is not an Advantage, Sherlock - sagt er in ein Fall von Belgravia zu seinem kleinen Bruder. Vielleicht ist damit der Tod des anderen Bruders gemeint, der Mycroft verletzt hat? Vielleicht machte dieser Tod Mycroft zu diesem "kühlen, nicht kümmernden" Charakter.



»You couldn’t cope. You were just a child, so you rationalised it into something very different«
In die Hunde von Belgravia erfahren wir von Henry Knight - sein Vater wurde umgebracht und vor lauter Angst und Schock veränderte sich Henry's Erinnerung. Anstatt den Mann - den Freund seines Vaters -, der diesen umbrachte, behielt er nun einen unheimlichen Hund/Hound im Kopf, ein Monster, das seinen Vater umbrachte.
In Staffel Drei erfahren wir nun von Rotbart (Englisch: Redbeard), Sherlock's Kindheitshund, der eingeschläfert wurde. Ich fand es relativ seltsam, dass plötzlich ein Hund eingeführt wurde, aber auch niedlich, wenn ich ehrlich bin. Einen treuen Gefährten an Sherlock's Seite, als dieser ein Kind war...

Doch Rotbart wurde ein Teil der Theorie von uns über den dritten Holmes Bruder und wir überlegten, dass es Sherlock ja vielleicht genau so erging wie Henry Knight - er verarbeitete etwas, was er nicht verstehen/bearbeiten konnte in einen Hund!

Der Unterschied hierbei ist, dass Rotbart niemanden tötete. 
Doch das schützt den kleinen Hund nicht vor der Theorie: Sherlock stand nach unserer Theorie dem "dritten" Holmes Bruder nahe und dieser war Sherlock ein treuer Freund... doch als er verschwand (verstorben oder was auch immer), konnte Sherlock mit dem Schock nicht umgehen. Vielleicht hat er es angesehen, wie es geschehen war oder nur erzählt bekommen, doch sein Verstand verwandelte es in etwas, was er verstehen konnte und mit dem er umgehen konnte: Er hatte nie zwei Brüder gehabt, nur Mycroft und seinen geliebten Hund Rotbart, der nun eingeschläfert worden war.
Und Mycroft und die anderen spielten diese Rolle mit. Rotbart in seinem "Mind Palace" könnte demnach einfach nur ein normaler Hund sein, der Nachbarshund oder ein anderer aus Sherlocks Erinnerung.

Dies könnte der Grund sein, warum Sherlock so einfach in die Hunde von Baskerville akzeptiert und versteht, was mit Henry's Verstand passiert ist und dass ein Verstand leicht zu manipulieren ist.
Und es könnte auch der Grund sein, warum es eines von Magnussens Druckmitteln gegen Sherlock ist. Wer hat sonst seinen verstorbenen Kindheitshund als solch ein Druckmittel, dass er sprachlos wird, wenn er nur den Namen hört?
Es ist schwer zu verstehen, wie die Erinnerung an einen einfachen Hund das Genie Sherlock so verunsichern kann - außer es war kein einfacher Hund.



Übrigens hoffen viele - mich eingeschlossen -, dass der dritte Holmes Bruder in der 4. Staffel von Sherlock einen Auftritt bekommt. Tom Hiddleston gilt als beliebte Wahl des Schauspielers. Immerhin ist er mit sowohl mit Benedict Cumberbatch, als auch Mark Gatiss befreundet.






2) Sherlock's Gedankenpalast


Als Sherlock im Sterben liegt, sieht man seinen Gedankenpalast - wie er ihm hilft zu überleben. Molly, Anderson und Mycroft helfen Sherlock, geben im Tipps, was er tun muss, um nicht zu sterben. Eine wundervolle und starke Szene, doch auch hier liegt so viel Verborgen.

Zunächst schauen wir uns die Wahl der Charaktere an: Molly, Anderson und Mycroft. Wieso diese drei?
Molly, die mehr für Sherlock empfindet, als er für sie; Anderson, der sich dauernd mit Sherlock streitet und Mycroft, der brüderliche Rivale.
Doch vielleicht geht es ja genau darum!


Ich fand es merkwürdig, dass Lestrade, Mrs Hudson und ganz besonders John in dieser Szene gefehlt haben, immerhin hatte Moriarty sie in Reichenbachfall als Sherlock's einzige Freunde bezeichnet.
Doch als ich die Serie erneut geschaut habe, viel mir das Zitat aus Ein Fall von Belgravia auf: This is your heart, and you should never let it rule you head.
Ja, ganz ohne Frage: Sherlock hat diese Regel selbst befolgt. Die Personen, um die er sich am meisten kümmert und die seine einzigen Freunde sind, hat er aus seinem Gedankenpalast geschoben. Denn sie sind sein Herz, und sein Herz sollte niemals seinen Kopf beherrschten!



Der Johnlock Shipper in mir muss das einfach loswerden: Als Sherlock in Schock gerät sieht er Mary in ihrem Hochzeitskleid, wie sie ihm in die Brust schießt. Mary in ihrem Hochzeitskleid bricht Sherlock's Herz!




 
Doch meine Lieblingsstelle in Sherlock's Gedankenpalast ist Moriarty's Auftritt: Moriarty in einer Zwangsjacke, angekettet in einer Zelle.
Ich liebte diese Stelle, weil sie so skurril war. Doch ist sie es wirklich?

»I see. You're not ordinary. No. You're me«
Dies sind einige der letzten Sätze, die Moriarty zu Sherlock sagt, bevor er sich in den Kopf schießt. »Sie sind ich«
Sherlock hat scheinbar akzeptiert, dass ein Teil von ihm wie Moriarty ist. Moriarty wird immer als Sherlock's Gegenstück beschrieben, er ist das, was Sherlock wäre, wenn er Verbrechen begehen würde, anstatt sie aufzudecken. Selbst Sherlock erkennt das, er akzeptiert das.
Doch er schließt es weg, er schließt seinen Moriarty-Teil in eine Zelle, kettet ihn an und steckt ihn in eine Zwangsjacke. 
Das zeigt, wie sehr er Moriarty und auch sich selbst fürchtet, wie sehr er sich weigert, wie Moriarty zu sein und dass er diesen Weg nicht gehen will!




3) Sebastian Moran ist tot - aber schon vor den Ereignissen von Sherlock


Wenn ich an Moriarty denke, muss ich hauptsächlich an die Stelle am Schwimmbecken denken. Und ganz besonders seinen berühmten Satz: That's what People do (Das tun wir doch alle) auf Sherlock's Kommentar, dass Leute gestorben sind.

Wer die Bücher oder Fanfictions gelesen hat, kennt vermutlich Sebastian Moran, Moriarty's "Partner" und der zweit gefährlichste Mann Londons.
Dass ein so wichtiger Charakter (der laut dem Buch "Moriarty" sogar Schuld an Sherlock's Tod an den Reichenbachfällen hat) keine Erwähnung in der Serie findet, fand ich relativ seltsam. Immerhin werden so viele Fälle und so viele Andeutungen auf die Bücher in der Serie versteckt.

Doch dann kam mir die Idee, dass er vielleicht tot sein könnte: Deshalb Moriarty's Aussage, dass alle sterben und seine generelle Fixierung auf "Stayin Alive". Würde er eine Rede auf dem Dach halten - quasi ein ganzes "Spiel" - auf ein Lied abrichten? Nein, er hat das Lied genommen, weil er die Rede hatte. 


4) CAM = Charles Augustus Magnussen


Mary bekommt an ihrer Hochzeit eine Karte von "CAM". Dies sind die Initialen des Hauptantagonisten der dritten Staffel. Magnussen und Mary scheinen eine Vergangenheit zu haben, er weiß über ihre Vergangenheit Bescheid und sie will ihn töten.
Vielleicht hat er etwas mit dem Tod ihrer Familie zutun oder will sie lediglich darauf aufmerksam machen, um ihr zu schaden?

Dass es kein Freund ist, der die Karte geschrieben hat, bemerkt man schon bei ihrem Blick, der alles andere als Glück ausspricht.



5) Moriarty lebt?!


Der wohl größte Kliffhänger und die meisten Fragen haben wohl die letzten Minuten und die After-Credits-Scene hinterlassen: Moriarty lebt noch und fragt ganz England, ob es ihn vermisst habe.



In Reichenbachfall erschießt sich Moriarty selbst, da Sherlock nun keine andere Wahl hat, als vom Gebäude in den Tod zu springen. Wie kann er also zurück sein?
Diese Frage lässt keinen Sherlock-Fan los und lässt viele spekulieren, so auch mich. Denn genau wie all die anderen Theorien ist das nun nichts anderes, als eben eine Theorie.

Moriarty ist ein Genie, er wird als genau so schlau wie Sherlock beschrieben. Moriarty weiß, dass Mycroft Sherlock alles ermöglichen kann. Er weiß, dass Sherlock seinen Selbstmord täuschen kann - warum sollte er dann seinen nicht auch vortäuschen?

Warum sollte sich Moriarty töten? Reicher Anführer eines kriminellen Netzwerkes?

Er kann seinen Selbstmord genau so vortäuschen, wie Sherlock - er hat es allerdings leichter: Sein Publikum ist nur eine Person, nämlich Sherlock. Und Sherlock würde so schnell in Panik verfallen, da all seine Freunde in Gefahr sind, dass er nicht genau aufpassen würde; er würde nicht jedes kleinste Detail beachten: Wie zum Beispiel, dass der tote Moriarty am Boden lächelt, aber mit der Pistole im Mund stirbt.

Das ist noch lange kein Zeichen, dass dies ein Fake war - dass Moriarty einfach eine falsche Pistole benutz hat und Blutkapseln -, doch den wichtigsten Indiz liefert uns Anderson in Der leere Sag.
Die ersten Minuten und immer wieder Frequenzen werden als Theorien aufgestellt, wie Sherlock den Sprung überlebt hat. Und Anderson's Theorie ist, dass Sherlock an einem Seil hing, durch das Fenster zu Molly gesprungen ist, sie geküsst hat und dann gegangen ist, Moriarty's Leiche wurde genommen, ihr wurde eine Sherlock Maske aufgesetzt und auf den Boden geworfen, wo Sherlock liegen müsste.
Anderson arbeitet bei der Polizei und redet mit Lestrade, der Inspektor ist. Sie wissen also über den Tatbestand bescheid, sie haben vermutlich den Tatort überprüft.

Anderson denkt, dass Sherlock's Leiche eigentlich die von Moriarty ist - was bedeutet, dass Moriarty's Leiche nie gefunden wurde!
Wenn Moriarty's Leiche gefunden wurde, dann wäre diese Theorie nie entstanden, Anderson hätte einen eindeutigen Beweis, dass es nicht Sherlock ist. Doch er hält an diese Theorie, er sagt, dass Sherlock's Leiche die von Moriarty ist: Moriarty's Leiche wurde also nicht gefunden.




Eine weitere Theorie könnte sein, dass es zwei Moriarty's gibt - Richard Brook war real, doch er unterstand Jim Moriarty. Deshalb hatte Moriarty Die Reichenbachfälle (Deutsch für Richard Brook, wie gesagt wurde) gewählt, um Sherlock zu vernichten: Er wollte Sherlock den Hinweis geben.
Moriarty hielt immer daran fest, dass Sherlock nicht normal ist und schlauer, als er auf den Trick mit dem Code hinein fällt, ist er schwer enttäuscht. Deshalb gibt er Sherlock den Tipp mit den Reichenbachfällen, mit Richard Brook. Immerhin Sherlock soll den Trick verstehen, doch er konnte es nicht. Deshalb hat sich Richard Brook erschossen - oder ihm wurde befohlen, sich zu erschießen: Nun hatte Moriarty keine Verwendung mehr für ihn.

Das würde auch erklären, warum Moriarty im Zeitraum von nicht einmal einer Stunde plötzlich Bartstoppel hat, davor allerdings nicht (könnte auch nur Hollywood reife Maskerade sein). 


Und die letzte Theorie zu Moriarty's Auferstehung: Er tat es nicht.
Moriarty ist tot, es ist sein Netzwerk, was sich wieder aufgebaut hat, Moriarty als Warnung benutzt, um zu sagen, dass sie wieder da sind.





Wie gesagt sind all diese Theorien nur Theorien und nicht Canon. Wir werden wohl noch eine Weile auf die wahren Antworten warten müssen...

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